Lebenswert . Leben . Lernen
  Wie Gefühle unser Verhalten bestimmen

"Erkenne Dich selbst," so lautet eine uralte Aufforderung an den Menschen.

Hierin liegt der Schlüssel, um das Lebensglück auf eine sichere Basis stellen zu können.

Aber was ist hier damit gemeint, sich selbst zu erkennen?

Es geht hier nicht darum, jedenfalls nicht in erster Linie darum zu erkennen, wie die Prozesse des autonomen Nervensystems ablaufen, wie Schlafen, Atmen, Verdauen,  Riechen, Hören usw.. Nein. Es geht hier in erster Linie um unser Verhalten, um das das menschliche Verhalten allgemein. Warum verhalten wir uns so, wie wir uns in einer bestimmten Situation verhalten?

Das menschliche Verhalten erzeugt Freud und Leid. Auch unser Verhalten. Manchmal verursachen wir mit unserem Verhalten Freud und Leid für uns selbst, und manchmal für andere.

Unser Verhalten wird bestimmt durch das, was wir wollen. Und was bestimmt unseren Willen?

Versuchen wir zunächst uns darüber Klarheit zu verschaffen, wie unser Wille funktionert. Und klären wir die Frage, ob unser Wille wirklich so frei ist, wie gemeinhin angenommen wird. Einstein, Goethe, Schopenhauer und andere anerkannte Persönlichkeiten waren da ganz anderer Meinung. 

Die Frage, ob der Wille frei ist oder nicht, ist relativ einfach zu beantworten.
Es ist dabei notwendig, nicht nach dem Willen, sondern nach dem Willensinhalt zu fragen, also danach, was gewollt wird. Denn nach der Freiheit des Willens zu fragen, ist genau so unsinnig, wie nach der Freiheit des Magens, des Herzens, des Blutdrucks usw. zu fragen. Wenn wir aber fragen, warum wollen wir dies oder jenes, liegt die Antwort greifbar vor unseren Augen.

Wir wollen etwas, weil Gefühle uns dazu drängen. Wir „wollen“ das, was uns angenehme Gefühle „verspricht“, oder uns hilft, unangenehme Gefühle zu vermeiden oder zu lindern. Wenn kein Gefühl aktiviert wird, sei es auch noch so schwach, kommt kein Willensinhalt zustande.

Beispiel: Wir haben Hunger (unangenehmes Gefühl). Dadurch entsteht in uns der Wunsch, wir können auch sagen der Willensinhalt, nach etwas Essbarem Ausschau zu halten. Denn aus unserer Erfahrung wissen wir, dass das Hungergefühl aufhört, wenn wir etwas essen. – Das Hungergefühl war die Ursache dafür, dass der Willensinhalt „nach Essarem suchen“ auftauchte.

Ein weiteres Beispiel: Wie lesen in der Zeitung, dass ein Zirkus in der Nähe gastiert. Das führt uns zu dem Gedanken, dass unsere Kinder Zirkus lieben. Das wiederum lässt in uns den Willensinhalt entstehen, mit den Kindern in den Zirkus zu gehen. Den Kindern eine Freude zu machen, erzeugt in uns ein angenehmes Gefühl. – Das angenehme Gefühl, den Kindern eine Freude zu bereiten, war die Ursache dafür, dass der Willensinhalt „mit den Kindern ins Kino gehen“ auftauchte.

Zugegeben, das sind einfache Beispiele. Sehr oft tauchen sehr viel mehr Gesichtspunkte in uns auf, die einen Willensinhalt in uns entstehen lassen. Und ebenfalls nicht selten, schwanken wir zwischen mehreren Wünschen / Willensinhalten hin und her. Immer aber spielen die Gefühle die entscheidende Rolle.

Sehen wir zwei oder mehr Möglichkeiten angenehme Gefühle zu erreichen, entscheiden wir uns für die, die beim Abwägen das stärkste Gefühl erzeugt.

Ich zahle jedem 10 €, der mir ein lebensnahes Beispiel beschreiben kann, das nicht durch das Wirken der Gefühle zustande gekommen ist.

Da Gefühle durch den Menschen nicht willentlich verändert werden können, sind sie nicht frei. Da Gefühle aber den Willen bzw. den Willensinhalt steuern, ist auch der Wille nicht frei, sondern verursacht. Also: Das, was wir wollen, ist nicht frei, sondern durch Gefühle verursacht.

Jeder Mensch kann im gegebenen Moment nichts anderes wollen als das, was seine Gefühle ihm als das Bestmögliche erscheinen lassen.

Ob jemand dieses Gesetz kennt oder nicht, immer bleibt er für sein Verhalten und die dadurch entstehenden Folgen verantwortlich. Denn er ist es selbst, der seine Erkenntnisse und seine Einstellungen bildet. Und diese haben Anteil an dem, wohin seine Gefühle ihn leiten. Allerdings wird sich unser Umgang mit der Schuldfrage verändern und damit, Menschen in Gute oder Böse einzuteilen.

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Auch bin ich gern bereit, Dir im persönlichen Gespräch Fragen zu beantworten und Unklarheiten aufzulösen. Ich freue mich auf einen Kontakt.