Fritz in der Hängematte - Eine Szene aus dem Leben
Es ist Samstagnachmittag irgendwo mitten in Deutschland. Fritz, Mitte vierzig, verheiratet, zwei Kinder, in guter beruflicher Situation, liegt seit geraumer Zeit in seinem Garten entspannt in der Hängematte. Hin und wieder gehen seine Gedanken zum letzten Arbeitstag, dann wieder zu den Aufgaben in der kommenden Woche. Ein wenig gemischte Gefühle begleiten diese Gedanken, da ein Gespräch mit dem Büroleiter ansteht, und es sein könnte, dass sein Aufgabenbereich neu organisiert werden sollte. Fritz fragt sich, ob vielleicht sogar Kurzarbeit auf ihn zukommt. Er hat so was schon von seinen Kollegen munkeln gehört. Dann gehen seine Gedanken wieder zurück in den Garten. „Ich könnte jetzt aus der Hängemappe aufstehen und Rasen mähen. Aber hier zu liegen ist so schön – und macht auch keinen Krach. Die Ruhe ist so angenehm, und der Nachbar würde sich sicher auch gestört fühlen, wenn ich jetzt den Rasenmäher anwerfe. Letztens hat er schon mal so eine blöde Bemerkung gemacht, und mir durch die Blume zu verstehen gegeben, dass ich doch den Rasen nicht unbedingt in der Zeit mähen sollte, wenn alle Leute im Garten ausruhen. Andererseits ist es meine Sache, wann ich den Rasen mähe und dabei die offiziellen Ruhezeiten der Gemeinde einhalte. Aber soll ich wirklich jetzt Rasen mähen? Wer weiß, wann das Wetter wieder so schön ist, um sich in die Hängemappe zu legen? Und der Rasen wächst bei dem Wetter sowieso nicht so schnell. Den Rasen mähen kann ich auch noch morgen.“ Dann kommen seine Gedanken wieder zur Ruhe und er nimmt nur seinen entspannten Körper wahr, spürt die angenehme Wärme auf der Haut, hört Vögel und das vertraute Plätschern von dem einige Meter entfernten Brunnen. Das Rasenmähen scheint in weiter Ferne zu sein. Nichts scheint Fritz aus der Hängemappe bewegen zu können. Er ist sich absolut sicher, sein Entschluss steht fest, er weiß was er will: „Die nächsten Stunden werden mich keine drei Pferde aus der Hängemappe vertreiben. Den Rasen mähe ich am Montag.“ Was Fritz nicht voraussehen konnte, ein kleiner Schwarm Mücken hat aus ihm unbekannten Gründen, den Platz rund um seine Hängemappe offensichtlich auch besonders anziehend gefunden. Noch mit geschlossenen Augen vernimmt Fritz das ihm aus schlaflosen Nächten vertraute Geräusch. „Nein, nicht jetzt auch hier noch. Diese blöden Viecher.“ Fritz schreckt hoch, schlägt einige Male um sich. An Entspannung ist jetzt nicht mehr zu denken. Da er nach einigen weiteren erfolglosen Schlägen einsieht, dass er seine geplanten Stunden in der Hängemappe nur mit unzähligen Mückensticken bezahlen müsste, kommen ihm folgende Gedanken: „Man muss flexibel sein. Der Klügere gibt nach. Wenn ich hier nicht mehr liegen kann, werde ich doch schon heute den Rasen mähen. Was getan ist, ist getan. Und dafür habe ich dann den Montagnachmittag frei. Und wenn dann das Wetter auch noch schön ist, lege ich mich dann in die Hängematte. Dann gehe ich noch vorher in die Drogerie und hole mir dieses Insektenspray, von dem meine Frau erzählt hat, das auch gegen die Mücken wirken soll.“
Beim Sprung aus der Hängematte denkt Fritz noch: „Wie gut, dass ich einen freien Willen habe, und mich jetzt fürs Rasen mähen entschieden habe.“
So wie Fritz denken viele. Aber wie ist es mit unserem Willen, ist er wirklich frei? Kommt er einfach so zustande, ohne Ursache?