Lebenswert . Leben . Lernen

             Die Illusion von der Willensfreiheit    Gefühle bestimmen, was wir wollen

Die Quellen der Informationen in diesem Blog sollen Selbsterfahrung und Selbsterkenntnis sein.

Auf wissenschaftliche "Beweisführung" soll hier ausdrücklich verzichtet werden.

2017-11-11

Fortsetzung von „Was mir als das Beste erscheint, das will ich“

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Ich hatte den vorhergehenden Text mit der Aussage beendet: „Also, was mir als das Beste erscheint, das will ich.“ Und ich hatte ausgeführt, dass ich das wollen muss, weil ein Naturgesetz dies so steuert. Das Naturgesetz hat das Leben in uns so „programmiert“, dass wir angenehme Gefühle erleben und unangenehme Gefühle vermeiden müssen.
Es ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich, was ihm angenehme und unangenehme Gefühle bereitet. Und selbst wenn für zwei Menschen dasselbe angenehm oder unangenehm wäre, so wird doch die Stärke des Gefühls in den meisten Fällen unterschiedlich sein. Und sogar beim einzelnen Menschen bleiben die Gefühle, die von irgendetwas ausgelöst werden, nicht konstant. Unser Körper verändert sich im Laufe des Lebens, wir lernen und sammeln Erfahrungen. All diese Variablen wirken mit bei den inneren Prozessen, die „das Beste“ in unserem Bewusstsein erscheinen lassen, und wir es dann wollen. - Dazu wird jeder ausreichend Beispiele aus seinem Leben finden. Es sollte klar sein, obwohl ein Naturgesetz festlegt, was wir wollen, ist das, was wir wollen müssen, einem permanenten Wandel unterzogen.
Beispiel: Gestern war ich in einer netten Gesellschaft eingeladen. Zuerst „wollte“ ich ein Bier, dann „wollte“ ich noch eins, dann „wollte“ ich noch … Heute „will“ ich gar keins. Heute „will“ ich nur meine Ruhe.
Beispiel: Mit drei oder vier Jahren hielt ich Dauerlutscher für das Beste, später dann die Currywurst, noch später die Zigarette oder ein Glas Bier. Mein Körper verändert sich, ich mache neue Erfahrungen, ich erkenne andere Möglichkeiten usw. All dies wirkt mit darauf ein, was mir jeweils als das Beste erscheint.
Ein weiteres Beispiel: Ich überlege, ob ich heute ins Kino gehen soll. Der Film interessiert mich. Dann gehen meine Gedanken zum Termin: Wann spielt der Film? Am Freitag um 20.00 Uhr. Ok, da könnte ich. Mit erscheint in diesem Moment „ins Kino zu gehen“ als das Beste, was ich an diesem Freitag ab 20 Uhr machen kann. Meine Gedanken gehen weiter. Wo parke ich? Eine Straße vor dem Kino soll es einen wunderbaren Parkplatz geben, hatte ich kürzlich Herrn A. zu einem Kollegen sagen hören. Ach ja, Herr A. Er hatte in dem Gespräch angedeutet, auch an genau diesem Freitag zu dem Film gehen zu wollen. Jetzt zuckte es in mir und ein unangenehmes Gefühl kroch in mir hoch. Herr A.! Ein unschöner Streit, den ich mit ihm vor zwei Tagen hatte, tauchte jetzt in meinen Gedanken auf. Ich spüre noch das unangenehme Gefühl, das seine Überheblichkeit und Unnachgiebigkeit in mir ausgelöst hatte. Ich habe absolut keine Lust diese Person am Freitag wieder zu begegnen. Die anfängliche Vorfreude auf den Kinobesuch ist jetzt erheblich abgeebbt. Meine Gedanken gehen auf die Suche nach etwas Besserem, was ich am Freitag tun könnte. Aus meinen Erfahrungen tauchen die Dinge in meinem Bewusstsein auf, die ich sonst an einem Freitagabend unternehme. Ja, Fernsehen war doch bisher auch nicht schlecht. Außerdem muss ich dann nicht Autofahren, was ich sowieso nicht so gerne mache und spare auch noch Geld für Benzin und Kino. So erscheint mir jetzt, der gewohnte Fernsehabend als das Beste. – Wir die Geschichte weitergeht, steht in den Sternen. Auch dieser Entschluss muss nicht so bleiben. Wer weiß, vielleicht ruft mich ein Freund an, und erzählt mir, dass genau dieser Film auch in einem anderen Kino spielt, dass er hingehen will und mich fragt, ob ich nicht mitkommen will?
Noch ein Beispiel: Ein Junge hat Spaß daran, mit einem Luftgewehr zu schießen. Er stellt Konservendosen im Garten auf eine Bank und schießt munter drauflos. Dass der Nachbar im Garten sitzt, stört ihn nicht. Dann kommt sein Vater hinzu. Er möchte mit dem Nachbarn weiterhin ein gutes Verhältnis. Er nimmt den Sohn zur Seite und erklärt ihm, dass seine Schießerei den Nachbarn stören könnte und dieser sich vielleicht darüber bei ihm beschwert. Weiter erklärt er dem Sohn, dass er weiter schießen könne, wenn der Nachbar nicht im Garten ist. Wenn er sich nicht daran halte, werde er dem Sohn das Luftgewehr wegnehmen. – Was verändert sich im Sohn? Solange sich der Nachbar im Garten aufhält, erscheint es dem Sohn nicht mehr das Beste, seine Schießübungen zu betreiben, denn er möchte das Gewehr gerne behalten und weiterhin damit schießen. Der Sohn wird etwas anderes suchen und finden, was er in der Zeit machen kann, wenn der Nachbar sich im Garten aufhält. Was auch immer das sein wird, es ist dann das, was ihm als das Beste erscheint.
Diese einfachen alltäglichen Beispiele zeigen: veränderte bzw. neue Erfahrungen, Wissensinhalte, Gedanken beeinflussen und verändern das, was wir wollen, verändern den Willensinhalt.
Da „Leben“ in jedem Augenblick auch Veränderung ist, ist das, was wir wollen, obwohl vom Naturgesetz bestimmt, nicht von vornherein festgelegt.
Wir können bei jedem Willensinhalt fragen: „Warum will ich das?“
Das was ich will, hat einen Grund oder viele Gründe, eine Ursache oder viele Ursachen. Wie können wir da sagen, der Wille sei frei. Auch meine Entscheidung ist nicht frei. Ich muss mich für das entscheiden, was mit im jeweiligen Augenblick als das Beste erscheint. Dass sich das, für das ich mich entscheide, im Nachhinein nicht immer als das Beste herausstellt, ist eine andere Sache. Und das erleben wir nicht selten. „Aus Fehlern lernen wir.“ Jedenfalls sollten wir es. Manche Fehler müssen wir öfter machen, bis wir sie als Fehler erkennen und etwas Besseres entdecken. Manche machen wir nur einmal. Manchen entdecken wir vielleicht nie. Wer könnte schon von sich behaupten, fehlerfrei zu sein?
Noch einmal zurück zum Beispiel mit dem Jungen und seiner Vorliebe fürs Schießen. Manche sagen, es stand dem Jungen „frei“, weiterhin im Garten zu schießen, egal ob der Nachbar im Garten ist oder nicht. Aber auch hier lässt sich nicht von Freiheit sprechen. Hätte er sich dafür entschieden, ohne Rücksicht darauf, ob der Nachbar im Garten ist oder nicht, seine Schießübungen zu machen, hätte auch diese Entscheidung gefühlsbedingte Ursachen gehabt. Vielleicht ist er im Moment nicht gut auf seinen Vater zu sprechen, oder auf den Nachbarn, oder auf beide. Das Trotzgefühl dem Vater gegenüber und die Schadenfreude, den Nachbarn ärgern zu können, wäre dann stärker als die Furcht, das Luftgewehr weggenommen zu bekommen. Wie auch immer seine Entscheidung ausfällt, es ist immer ein Abwägen der Gefühle, Gefühle die unbewusst ausgelöst werden oder mit den Gedanken verknüpft sind, die wir in uns bewegen, wenn wir vor Entscheidungen stehen.
Wird fortgesetzt.
Kommentar erwünscht.
Gruß H1 (Heinz)

h1_heinz - 11:53:22 @ Willensfreiheit - Eine Illusion | Kommentar hinzufügen

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